Tanzkurse „Münchner Francaise“

Im schönen Saal des Rathauses tanzen viele Menschen miteinander, in der Mitte ein junges Paar, sie im blauen Kleid und er in Lederhosn.

Foto: Tjark Lienke

Die „Münchner Francaise“ ist wohl eine der bekanntesten historischen Tanzformen in München. Häufig ist sie tänzerischer Höhepunkt der Münchner Ballsaison und von Volkstanzveranstaltungen.

Es handelt sich um einen fünfteiligen Tanz, der um 1860 erstmalig erwähnt wird. Die einzelnen Tanzpaare stehen sich in langen Reihen gegenüber und tanzen miteinander verschiedene Figuren. Ganz im Stil der damaligen Zeit gibt bis heute ein*e Tanzmeister*in die Kommandos zu den einzelnen Figuren. Dazu erklingt mit der „Fledermaus-Quadrille“ von Johann Strauß Sohn die wunderbar schwungvolle Operetten- und Ballmusik des 19. Jahrhunderts.

Zugegeben, die fünf Touren der „Münchner Francaise“ sind ohne Vorkenntnisse durchaus eine Herausforderung. Deshalb bieten wir kostenlose Tanzkurse an,  zum Beispiel vor dem Kocherlball oder am Münchner Stadtgeburtstag. Für die Teilnahme sind keine Tanzvorkenntnisse notwendig. Singletänzer*innen können sich vor Ort spontan zu Tanzpaaren zusammenfinden. Das Angebot ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Wissenswertes zur „Münchner Francaise“

Die „Münchner Francaise“ hat ihre Ursprünge in höfischen Kontratänzen. Diese haben sich im 18. und 19. Jahrhundert von Frankreich ausgehend über ganz Europa verbreitet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die so genannte Quadrille ein angesagter Modetanz. Die „Münchner Francaise“ ist eine dieser zahlreichen Quadrille-Formen. Die Quadrille ist zugleich eine musikalische Gattung dieser Zeit. Es handelt sich um eine Aneinanderreihung beliebter und bekannter Melodien zum Beispiel aus Operetten. Die „Fledermaus-Quadrille“ von Johann Strauß Sohn ist ein solches Potpourri aus seiner gleichnamigen Operette „Die Fledermaus“.

Die Bezeichnung „Francaise“ leitet sich vermutlich von der um 1860 beliebten Tanzform „Polka francaise“ ab. In diesem Zeitraum fällt auch die erstmalige Nennung der „Münchner Francaise“. Erste verlässliche Aufzeichnungen zur Tanzabfolge lassen sich im Jahr 1882 fassen. Wann die „Fledermaus-Quadrille“ zur Erkennungsmelodie der „Münchner Francaise“ wurde, ist nicht bekannt.

Bekannt ist aber, dass sie sich als beliebter Modetanz über die Grenzen Münchens verbreitete und sich weiterentwickelte. Die Tanzforschung zählt heute alleine in Bayern circa 50 verschiedene Tanz- und Melodievarianten. Selbst in den damaligen Vorstädten von München kam es zu Veränderungen und Vereinfachungen. Der gehobene Tanzstil der bürgerlichen Gesellschaft war zum Beispiel im Arbeiterort Giesing offensichtlich nicht jedermanns Sache. Aus „die Francaise“ wurde „der Fraßäh“ mit rustikal anmutenden Tanzelementen. Egal ob „Francaise“ oder „Fraßäh“, in München hat sich diese historische Tanzform auch dank der intensiven Vermittlung in Tanzschulen bis in die Gegenwart erhalten. Die „Münchner Francaise“ ist zeitlos jung eine Quelle tänzerischer Lust geblieben.